Ist die Berufsunfähigkeits­versicherung noch kundenfreundlich?

©iStock

Die Beiträge sollen zwar niedrig ausfallen, dafür soll es aber auch so wenig wie möglich Leistungsrisiken geben. Da das nicht funktionieren kann, könnte die so wichtige Berufsunfähigkeitsversicherung für die Kunden, die sie am nötigsten haben, unter Umständen unbezahlbar werden.

Differenzierung in der Berufsunfähigkeitsversicherung

Der Wettbewerb zwingt die Versicherer, immer mehr Berufsgruppen zu unterscheiden, um die ‘besten’ Risikogruppen anzulocken. Um diese wird mit niedrigen Beiträgen geworben, während die körperlich tätigen Kunden teilweise viermal so viel zahlen wie noch vor einigen Jahren.

Die Anbieter erhoffen sich von diesen Prämienabstufungen einen Vorsprung im Wettbewerb, doch die Berufsgruppen mit echten Risiken - Dachdecker, Bauhandwerker, Berufskraftfahrer - können die Beiträge bald nicht mehr bezahlen. Eine bezahlbare Berufsunfähigkeitsversicherung schützt ihre Inhaber inzwischen zunehmend vor psychischen Erkrankungen, die auf Platz eins bei den Ursachen für Berufsunfähigkeit vorgerückt sind.

Das finden die meisten Versicherer nicht gut, doch Auswege scheinen aktuell nicht in Sicht. Die Branche ruft inzwischen nach dem Gesetzgeber, dieser solle doch die Risikodifferenzierung gesetzlich begrenzen, dafür bestimmte Tarife steuerlich fördern. Kunden wehren sich inzwischen mit Falschangaben gegen exorbitante Beiträge, sie ‘optimieren’ ihre Aussagen zur beruflichen Tätigkeit, was im Leistungsfall zur Abwehr der Versicherungsforderungen führen kann. Für die Vermittler steigt der Beratungsaufwand, für Versicherer wie Versicherungsnehmer die Unsicherheit.

Experten empfehlen daher eine Rückkehr zu einfacheren Fragestellungen und klar definierten Leistungen in den Policen, das würde deren Qualität deutlich steigern. Auch das unendliche Ausdifferenzieren verschiedener Berufsfelder solle rückgängig gemacht werden, die Kalkulationen würden wieder wesentlich stabiler.

Qualität in Gefahr

Wenn das System der Berufsunfähigkeitsversicherung nicht reformiert werde, drohe eine drastisch sinkende Qualität im Leistungsfall, so die Fachleute, denn der Wettbewerb werde ausschließlich über den Preis, nicht über die Leistungen im Schadensfall ausgetragen.

Sollten diese aber einbrechen, dürfte das zunächst den Verbraucherschutz auf den Plan rufen und als Nächstes die Neukunden vertreiben. Damit ist auch die langfristige Stabilität der Berufsunfähigkeitsversicherung in Gefahr, was weder Versicherungsgesellschaften noch Versicherungsnehmern etwas nutzt.

Das Gebot der Stunde seien daher weniger komplexe Tarife und im Gegenzug wesentlich höhere Transparenz für die Versicherten. Letzteres ist eine Forderung, die der Verbraucherschutz ohnehin in sämtlichen Zweigen der Finanzindustrie wie ein Mantra vorträgt.

Noch steht Deutschland im internationalen Vergleich qualitativ weit vorn, diese Position kann aber nur gehalten werden, wenn sich die Branche auf alte Stärken besinnt und beispielsweise wieder mehr Basisprodukte der BU-Versicherung anbietet.

Die besten Anbieter im Vergleich